Schutzdienst

Der Schutzdienst (Teil C) ist die Sparte des Vielseitigkeitssportes, die mit den meisten Vorurteilen behaftet ist und von der Gesellschaft am kritischsten betrachtet wird. Doch im modernen Hundesport ist der Schutzdienst für einen Hund nicht mehr als ein Beutestreit und somit artgerechte Auslastung und Beschäftigung.

Der Hund lernt in der sportlichen Schutzhund Ausbildung nicht wirklich Schützen. Dies macht er, wenn die Bindung zu seinem menschlichen Rudel stimmt, von ganz allein, hat jedoch nichts mit dem Schutzhundesport zu tun. Er lernt lediglich auf bestimmte, schematische Situationen zu reagieren und über Gehorsam, nach einem Beutestreit mit dem Helfer, seine Beute zu erobern.

In einer echten Gefahrensituation würde dem Hund schlicht und einfach seine Beute fehlen, um die im Schutzhundesport erlernten Szenarien umzusetzen. Da der Hund im modernen Schutzhundesport nicht mehr auf den Mann, sondern lediglich auf Beute – den Hetzarm – ausgebildet wird.

Als „echte“ Schutzhunde, wie die Polizei sie einsetzt, sind unsere Sporthunde nicht zu gebrauchen.

Schutzdienst früher und heute

Die Vorurteile die dem Schutzdienst entgegen gebracht werden kommen nicht von ungefähr.

Noch vor etwa 20 Jahren wurde die Hundeausbildung in dieser Sparte anders angegangen als heute und hat nicht viel mit dem modernen Hundesport gemein.

Zu Zeiten des Schutzdienstes nach der so genannten „alten Schule“ steckte das Wissen zur Hundeausbildung und Kynologie noch in den Kinderschuhen. Damals war der Schutzdienst für den Hund wirklich noch Kampf und Krieg gegen den Helfer, ganz nach dem Motto „nur die Harten kommen in den Garten“, wurde der Hund ausschließlich über seinen Wehr- und Selbsterhaltungstrieb angesprochen. Dadurch traf man in dieser Sparte auf viele angstaggressive, bissige Hunde mit fehlender Umweltsozialisierung.

Heute haben sich der Hundesport, das Wissen um den Hund, seine Ausbildung und vor allem der Schutzhundesport stark geändert.

Der moderne Hundesport geht weg vom unkontrollierbaren Angstbeißer, hin zum selbstsicheren, wesensfesten, ausgeglichenen Hund, in dessen Ausbildung die angeborenen Triebe und Beutereize angesprochen werden.

Das Ziel des Schutzhundesportes ist nicht der scharfe, bissige Hund, sondern lediglich ein sportlicher Wettkampf, rund um den Beutestreit eines Hundes. Dies verhält sich ähnlich wie mit diversen Kampfsportarten wie Boxen, Sportschießen, Fechten u.v.m.. Auch hier geht es lediglich darum gewisse, festgelegte Szenarien nach einer Prüfungsordnung, eingebunden in einen Wettkampf, zu absolvieren. Nicht zwangsläufig jeder Sportschütze oder Boxer streckt den nächsten Passanten nieder, sobald er sein Trainingsgelände verlässt.

 

Doch leider muss man an dieser Stelle erwähnen, dass es auch heute noch schwarze Schafe in dieser Sparte gibt, die versuchen ihr Ego durch einen gefährlichen Hund aufzupolieren und mit unsachgemäßen Ausbildungsmethoden ihre Hunde versauen.

Warum Schutzhundesport?

Oft werden wir gefragt warum wir bei dem vielseitigen Sportangebot ausgerechnet den umstrittenen Schutzhundesport für uns und unsere Hunde gewählt haben.

 

Jedes mal hört man die gleiche Antwort: Weil es unseren Hunden Spass macht und neben artgerechter Beschäftigung und Auslastung ein großes Maß an Disziplin und Gehorsam verlangt.

Im modernen Hundesport wird im Schutzdienst vom Hund ein ausgeglichenes, selbstsicheres Wesen in Verbindung mit einem ausgeprägten Spiel- und Beuteverhalten verlangt. Also kurz gesagt ist der Schutzhundesport für den Hund nur ein Beutestreit mit dem Helfer um eine große Beute, den Hetzarm.

In der Natur streift der Hund durch sein Revier auf der Suche nach Beute. Diese wird gejagt, gehetzt und erlegt.

Im Schutzhundesport „durchstreift“ (reviert) der Hund um die aufgestellten Verstecke, auf der Suche nach dem Helfer mit seiner Beute. Und da wir im Hundesport nur ungern mit zu erlegender Lebendbeute arbeiten möchten, muss diese Rolle nun der Helfer übernehmen, der seine Beute nach Kräften verteidigt.

Auf den Hund strömen in dieser Sportart große Reize ein, die seinen natürlichen Triebe ansprechen und es bedarf großer Disziplin, Konzentration, Gehorsam und Selbstbeherrschung die Kommandos des Hundeführers zu befolgen und sich nicht den natürlichen Reizen hinzugeben.

Genau dies, ist das Ausschlaggebende für uns, diesen Sport mit unseren Hunden auszuüben. Sie lernen auch in Ausnahmesituationen einen klaren Kopf zu behalten und sich über Gehorsam kontrollieren zu lassen. Als Belohnung darf der Hund einen artgerechten, natürlichen Beutestreit mit dem Helfer durchleben.

Unsere Hunde dürfen in diesem Sport kontrolliert ihr Bedürfnis nach Jagd und Beutestreit ausleben, was zur Folge hat, dass wir im Alltagsleben völlig ausgeglichene, körperlich und geistig ausgelastete Begleiter an unserer Seite haben. Die nicht mehr dazu tendieren sich auf einfachen Spaziergängen Jagdausflügen auf Jogger, Fahrradfahrer oder sonstigem hinzugeben und sich auch in Ausnahmesituationen über Gehorsam kontrollieren lassen. Die gelernt haben Bewegungsreize zu kontrollieren und trotzdem in gezielten Situationen ihrem natürlichen Drang nachgehen dürfen.

Schutzdienst im Vielseitigkeitssport (IPO)

Als letzter Teil im Vielseitigkeitssport für Gebrauchshunde zählt der Schutzdienst (Teil C).

Der Aufbau beginnt für den Hund als simples Spiel mit einer Fremdperson (Helfer). Anfangs mit einem weichen Hetzlappen, dann mit einer großen Beißwurst und später mit der „richtig großen Beute“, dem Hetzarm.

Dies verlangt schon zu Beginn eine gewisse mentale Stärke und ein bestimmtes Maß an Wesenssicherheit. Denn nur ein sicherer und entspannter Hund gibt sich einem freien Beutespiel hin. Der Hund lernt, dass er nach Freigabe durch den Hundeführer in einem Beutestreit mit dem Helfer die Beute erobern kann. Dieses instinktive Verhalten hat für den Hund einen enormen selbstbelohnenden Wert.

Sukzessive wird im Laufe der Ausbildung die Belastung auf den Hund erhöht und der Streit um die Beute erschwert. Und mit fortschreitendem Alter und fortschreitendem Ausbildungsgrad wird dem Hund mehr Gehorsam abverlangt, bevor er zum Helfer darf.

Der Schutzdienst im Vielseitigkeitssport ist jedoch mehr als nur ein einfaches Zerrspiel. Eher ein Beutefangspiel mit klar definierten Regeln.

Solange die Beute in Bewegung ist, darf der Hund diese Packen, sobald der Helfer die Interaktion einstellt, d.h. die Beute sich in einer Ruheposition befindet hat er von dieser abzulassen und sie nicht weiter zu belästigen oder zu bedrängen. Letzteres Verhalten ist entgegen dem natürlichen Instinkt des Hundes und hat bei richtiger Ausbildung einen hohen Grad an Gehorsam und Sicherheit zur Folge.

Der Schutzdienst im Hundesport erfolgt immer nach dem gleichen Szenario, dessen Schwierigkeitsgrad in 3 Prüfungsstufen gestaffelt ist.

Zu Beginn muss der Hund um die, auf dem Platz aufgestellten, Verstecke revieren auf der Suche nach dem Helfer. Nach Auffinden des Helfers wird dieser vom Hund gestellt und aufmerksam und anhaltend verbellt, bis der Hundeführer aufgeschlossen hat. Der still stehende Helfer darf jedoch keinesfalls vom Hund belästigt oder bedrängt werden. Der Hund hat nun auf Kommando zu seinem Hundeführer zurück zu kehren und den Helfer frei aus seinem Versteck treten zu lassen.

Auf Kommando des Hundeführers hat er zügig, mit festem Griff die folgende Flucht des Helfers zu vereiteln. Bei Einstellen des Helfers muss der Hund umgehend die Kampfhandlung einstellen und den Helfer aufmerksam bewachen. Danach gilt es für den Hund einen Angriffsversuch des Helfers in der Bewachungsphase, sowie einen Angriff aus der Bewegung abzuwehren und auch hier wieder sofort nach Einstellen des Helfers in der Hand des Hundeführers zu stehen.

In den weiteren Prüfungsstufen kommen der Rückentransport, Überfall aus dem Rückentransport, sowie die Abwehr eines Angriffs aus der Bewachungsphase hinzu. Außerdem wird die Anzahl der zu revierenden Verstecke sukzessive erhöht.

 

Mit dem Schutzdienst (Teil C) ist der letzte Teil der Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde beendet.

Bedeutung für die Zucht?

Viele mögen sich nun fragen ob diese Sportart noch zeitgemäß ist und welche Aussage die Ergebnisse einer solchen Prüfung, beispielsweise für die Zuchtauswahl, treffen.

Eine erfolgreich abgelegte IPO Prüfung bescheinigt dem Hund ein breites Verhaltensspektrum:

Ausdauernde Arbeits- und Konzentrationsfähigkeit in der Fährte, Sozialverträglichkeit, Arbeitsfreude, Führigkeit und Intelligenz in der Unterordnung, sowie Gehorsam, Selbstbeherrschung und große Nervenstärke in den Belastungssituationen im Schutzdienst.

Zusammengefasst sind all dies Eigenschaften die ein umwelttauglicher Familien- und Begleithund mitbringen sollte.

Ihr seid neugierig geworden? Dann schaut doch einfach mal bei uns vorbei.

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